Musikalischer Glanzpunkt des Pfarreijubiläums
Nachdem die „Zone 30“ mit „Made in Heaven“ den himmlischen Ursprung der Musik unüberhörbar bewiesen hatte, wurde das eine Woche später, am 31. Oktober, durch die Regensburger Domspatzen überwältigend bestätigt; denn so glockenklar und so gefühlvoll können eigentlich nur Engel singen. Dabei hatten sie ganz irdische Bindungen gerade zu dieser Stadt und zu dieser Pfarrei durch ihren Dirigenten Roland Büchner, da er hier die Anfänge seiner musikalischen Prägung und die erste Weichenstellung für seinen Beruf erfahren hat. Diese Wurzeln pflegt er auch jetzt auf dem Höhepunkt seiner bemerkenswerten Karriere und machte so seiner Heimatpfarrei zum Jubiläum mit diesem Konzert ein unvergleichliches Geschenk. Für ihn wurde es natürlich zum „Heimspiel“ (vgl. Mainpost v. 2.11.)
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Herzlich vom Pfarrer Simon Mayer „als Gewächs der Pfarrei daheim willkommen geheißen“, bot er in der bis zum letzten Platz besetzten Kirche mit 33 Knaben- und 22 Männerstimmen meisterhaft geistliche Chormusik von der Renaissance bis zur Gegenwart mit einer Präzision und einer Ausdrucksfähigkeit, die vom ersten Einsatz bis zum letzten Ton das Weltniveau dieses Ensembles bewies. Selten erlebt man eine solche Einheit von Dirigent und Chor, die offensichtlich getragen wird von der Autorität des Leiters und der gegenseitigen Sympathie. So erscheint der Chor wie ein kostbares Instrument in den Händen eines Virtuosen, dem ein Wink mit dem kleinen Finger genügt, um seine Idee genau umzusetzen. Aber zugleich spricht jede Geste, seine Mimik, ja sein ganzer Habitus davon, dass er jeden Takt seiner Musik mit dem Herzen gestaltet.
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Begeisterter Beifall folgte den Stücken des abwechslungsreichen Programms und mündete am Schluss in einen nicht enden wollenden Sturm einer stehenden Ovation, der sich trotz des vorausgehenden getragenen Abendliedes von J.G. Rheinberger nur mit „Guten Abend, gut Nacht“ von Johannes Brahms als Zugabe besänftigen ließ, ein Lied, dass wirklich jeder kennt, das aber in der liebevollen Gestaltung dieses Chores ergreifend neu klang. Das galt auch für das Brucknersche „Locus iste“, eigentlich wohl allgemeiner Chorstandard, das aber kaum jemand so innig, so ausdrucksstark und mit so klangvollen, sicheren Stimmen (welch ein Sopran!) bieten kann.
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Wer geglaubt hatte, dass die Regensburger nur Gregorianik und Klassik singen, wurde durch die Auswahl der Komponisten, die Roland Büchner getroffen hat, sicher überrascht. Genau darin lag der Reiz des Konzertes: Da stand das gewaltige für eine Kathedrale in der Renaissance bestimmte 8stimmige Chorduett „Laudate Dominum“ eines Giovanni Pierluigi da Palestrina unmittelbar neben dem ebenfalls bis zu neun Stimmen, aber eher zurückhaltenden, im Grunde zarten „Sie ist mir lieb, die werte Magd“ des noch lebenden Enjott Schneider, der sich durch Musik zu Filmen wie „Herbstmilch“ oder „Stalingrad“ einen Namen gemacht hat. Dabei erschließen die zunächst ungewohnten Harmonien der modernen Chormusik, so sauber gesungen, eine neue Klangwelt, die Lust auf Mehr macht.
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Im Zentrum der Gestaltung stand der lateinische oder deutsche Text (Hilfreich zum Verständnis das ausführliche Programm!). Ihr Thema: der Lobpreis Gottes und seines Sohnes Jesus Christus in Psalmen und im Halleluja und der Verehrung Marias als Mutter des Gottessohnes und als Königin des Himmels (Ave Maria, Regina coeli). Beispielhaft dafür der mitreißende „Cantus gloriosus“ (Preisgesang) und das „Magnificat“ von dem erst 2014 verstorbenen polnischen Komponisten Józef Swider.
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Wie im Flug vergingen die eineinhalb Stunden, und eigentlich wollte das Publikum die Sänger gar nicht ziehen lassen und wünschte sich im Stillen ein zweites Konzert wie bei „Made in Heaven“. Ihr Dirigent konnte sich sowieso nur schwer aus dem Ansturm der Bekannten von früher retten. Aber am folgenden Sonntag, Allerheiligen, wartete der Domdienst, ihre Hauptaufgabe, und am Dienstag beginnt eine Spanientour.
Auf ein baldiges Wiederhören!
Bruno Maroscheck