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Sieben letzte Worte Jesu am Kreuz - Sieben Sterne in der Nacht – Dienstag - Stern der Solidarität; Gedanken dazu von Ursel Kelm  vergrößern wp

Stern der Solidarität
"Frau, siehe dein Sohn! - siehe deine Mutter!"

 

Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: 
Frau, siehe, dein Sohn
Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter!
Und von dieser Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

Zwischen dem Tag, an dem ein geliebter Mensch stirbt, und dem Tag, an dem er begraben wird, gibt es für die Angehörigen viel zu tun, zu planen, zu organisieren. Hektik überlagert oft Schmerz und Trauer.

Erst wenn der Trubel der Beerdigung vorbei und die Verwandten abgereist sind, wird die Lücke schmerzlich spürbar, die der Tod gerissen hat. Die Einsamkeit und Stille, die eintreten, wollen ausgehalten und ertragen werden. Der Schmerz muss zugelassen und durchlitten werden. Abschiednehmen und Trauerarbeit sind wichtige Lebensvorgänge, die Zeit brauchen.

Beim Abschiednehmen kann es ein großes Glück sein, Menschen in der Nähe zu haben, Menschen, die noch da sind, wenn der Trubel der offiziellen Trauerfeierlichkeiten schon lange vorbei ist. Freunde brauchen einem vielleicht nur die Hand zu halten und zuzuhören. Oder sie trauern mit, klagen mit, weinen mit. Oder sie nehmen ein wieder mit ins normale Leben, zu anderen Freunden, zu ablenkenden Unternehmungen, zu neuen Initiativen. Wo Erfahrungen geteilt werden, wo Trauer und Schmerz einen Raum bekommen, Ermutigung und Trost geschenkt wird, kann neues Vertrauen ins Leben entstehen.

Johannes erzählt, dass nicht nur Jesus in der letzten Phase seines Lebens ungemein leidet, sondern auch Maria, die unterm Kreuz ihres Sohnes steht. In der Antike brachte der Tod des einzigen Sohnes für seine verwitwete Mutter nicht nur menschlichen Abschiedsschmerz, sondern stürzte sie in soziales Elend. Normalerweise hatten die Kinder für ihre alten Eltern zu sorgen. So ist wohl das Evangeliumswort Jesu an seinen Lieblingsjünger Johannes zuerst einmal zu verstehen: Er soll Maria wie seine Mutter zu sich nehmen und ihr die Nähe und Solidarität eines Sohnes schenken. Sie soll ihm mit mütterlicher Liebe begegnen.

Bei einer weiteren, einer theologischen Lektüre des johanneischen Berichts wird noch eine andere, weitaus wichtigere Dimension des Doppelwortes Jesu an Maria und Johannes erkennbar: testamentarisch verfügt der sterbende Jesus eine zweifache Solidarität: er sagt den beiden Menschen, die ihm am nächsten stehen, dass auch sie einander nahestehen. Durch ihn sind sie miteinander verwandt. Das Kreuz, unter dem Johannes und Maria zusammengeführt werden, verbindet auch seine Jünger heute - also uns - untereinander. Es verpflichtet uns zu gegenseitigem Beistand und zur Solidarität, selbst mit den Fernsten Und so kann er besonders in dunklen Stunden leuchten - der Stern der Solidarität, der Verbundenheit und des Trostes.

Siehe, dein Sohn! - Siehe, deine Mutter!

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